Leistung = Potenzial – Störfaktoren
Im Herbst ist bei uns schon fast traditionell sehr viel zu tun. Wir starten im Oktober mit der neuen Seminar-Reihe und es gilt viel vorzubereiten. Natürlich wollen wir das ein oder andere weiterentwickeln. Nach der kleinen Sommerpause geht’s also hoch her.
Genau jetzt steht aber noch die Planung für die spätsommerliche Motorradtour mit den Jungs an. Klar ist, jeder will sich da einbringen. Und so geht’s in der WhatsApp Gruppe permanent zur Sache. Es gibt Stunden da brummt fast im Minutentakt das Handy.
Und jedes Mal werde ich aus meinem Arbeitsflow gerissen. Jetzt behauptet die moderne Hirnforschung, dass es 7 – 8 Minuten dauert, um nach einer Unterbrechung wieder in den vorherigen Arbeitsfluss zu kommen. Studien zu Folge nehmen Arbeitsunterbrechungen bis zu ca. 2 Arbeitsstunden pro Tag in Anspruch. 2 (in Worten: Zwei) Stunden! Ist das nicht ein Wahnsinn? Das sind dann 10 Stunden in der Woche und 40 Stunden im Monat. Das ist eine komplette Arbeitswoche je Mitarbeiter, die da verloren geht.
Eine erschreckende Zahl. Was mich dazu brachte noch konsequenter das Handy zu ignorieren. Ich habe das Handy in den Flugmodus geschaltet und beobachtet was geschieht. An diesem Tag konnte ich die komplette Einleitung für mein Buch schreiben. Neu schreiben. Ich sitze schon seit einem knappen Jahr (mit Unterbrechungen) dran und war immer unzufrieden mit dem Text. Und jetzt konzentrierte ich mich ohne Störung auf die eine Sache – und es lief!
Leistung = Potenzial – Störfaktoren! Ich habe in diesem Fall meine Störfaktoren minimiert und mein Potenzial konnte sich offensichtlich voll entfalten.
Wenn wir jetzt das Gedankenspiel mit der verlorenen Arbeitswoche verfolgen, dann wird’s schon etwas pervers. Denn wenn pro Mitarbeiter eine Woche im Monat durch Störfaktoren wie Handy und Rauchen (ja, auch das ist ein Störfaktor) im Nirvana verschwindet drückt das ordentlich aufs Betriebsergebnis. Denn das ist bei 4 Mitarbeitern ein kompletter Monatslohn, der bezahlt wird, ohne dass dafür etwas geleistet wird. Quasi ein Geist-Mitarbeiter, der bezahlt wird, aber nicht zur Arbeit kommt.
Dramatisch wird die Sache, wenn wir auf das Betriebsergebnis blicken. Das geht zu Lasten des Gewinns. Alle anderen Kosten sind ja trotzdem in voller Höhe zu tragen! Es fehlen 25% vom Umsatz und gleichzeitig vom Gewinn. Da stellt sich doch sofort die Frage welcher Handwerksbetrieb auf 25% Gewinn verzichten kann. Das heißt, dass viele Unternehmen im Handwerk allein durch diese mit Sicherheit vernachlässigte Thematik in die Verlustzone rutschen.
Apple, Samsung und Co. sind also schuld, wenn ein Handwerksunternehmen keinen Gewinn macht!? Ich denke nicht, dass die moderne Technik die Schuld trägt. Schuld sind wir selbst. Wir erliegen immer noch dem Irrglauben multitaskingfähig zu sein. Wir sollten lernen uns auf eine Aufgabe zu konzentrieren und damit effektiver zu werden. So werden Aufgaben schneller, besser und befriedigender erledigt.
Was für das Handys gilt, gilt übrigens auch für Mail und Mitarbeiter, die den Arbeitsfluss unterbrechen. Ich kenne Handwerksmeister, die um 5 Uhr morgens schon im Büro sitzen. Das ist die Zeit mit den wenigsten Störungen. Sie arbeiten ihre Aufgaben maximaleffektiv ab und am Abend ist Zeit für Familie, Freunde und die Urlaubsplanung. Auch wenn das mit der Optimierung in den wenigsten Fällen zu einhundert Prozent funktioniert – selbst die Hälfte der oben beschriebenen 25% mehr zu haben, ist am Jahresende sicher auch erfreulich.
Robert Paulus