Das Schwert des Damokles
Ich werde Dir jetzt mal etwas über Damokles erzählen. Und natürlich seinem berühmten Schwert. Das Schwert des Damokles. Dabei war es gar nicht das Seine, aber dazu später mehr…
Ob Damokles tatsächlich gelebt hat, ist unklar. Er wird als ein Teil des Hofstaates vom Tyrannen Dionysos beschrieben, Damokles war mit seinem Leben unzufrieden. Er beneidete den Tyrannen um dessen Macht und Reichtum. Dionysios beschloss daher, Damokles anhand des Schwerts die Vergänglichkeit, vor allem die seiner Position, zu verdeutlichen. Der Herrscher lud Damokles also zu einem Festmahl ein und bot ihm an, an der königlichen Tafel zu sitzen. Zuvor ließ er jedoch über Damokles’ Platz ein großes Schwert aufhängen, das lediglich von einem dünnen Rosshaar gehalten wurde.
Als Damokles das Schwert über seinem Kopf und die damit verbundene Gefahr bemerkte, war es ihm unmöglich, den dargebotenen Luxus zu genießen, und schließlich bat er darum, auf die Annehmlichkeiten verzichten zu dürfen. Damokles hatte seine Lektion erhalten, dass Reichtum und Macht keinen Schutz vor allgegenwärtigen Gefahren bieten, sondern diese verursachen.
Soweit die Geschichte.
Das Damoklesschwert wird auch heute noch als bildlicher Vergleich, als Metapher, der bestehenden Gefahr in einer scheinbar komfortablen und sicheren Situation gebraucht.
Das heißt übersetzt, dass wir uns heute oft in einer vermeintlich guten Position glauben und dann mit dem was für diese gute Situation sorgt, was für diese gute Position wichtig war und ist, gerne mal zu salopp umgehen. Genau das sollten wir auf keinen Fall nicht tun.
Als Beispiel nehmen wir mal Google. Google ist Megaerfolgreich. Jeder weiß was er von Google erwarten kann und was Google ihm an Nutzen bringt. Ganz wenige Menschen auf diesem Planeten kennen die Geheimnisse, die Quelltexte, die Algorithmen und sonstige systemrelevante Details. Diese werden permanent weiterentwickelt, hinterfragt und verbessert. Die bleiben am Ball um weiterhin die größte und beste Suchmaschine zu sein.
Oder die Automobilindustrie. Diese baut seit Jahrzehnten immer bessere Autos. Die ruhen sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Wo Ausruhen hinführt hat die Automobilproduktion im ehemaligen Ostblock gezeigt. Trotz des weltweit höchsten Standards entwickelt unsere Autoindustrie permanent weiter. Um weiter zu verkaufen und weiter Geld zu verdienen.
Es gibt da noch unzählige Beispiele aus allen möglichen Bereichen des Lebens. Natürlich auch aus dem Handwerk.
Als ich mit edle Räume, meinem Handwerksbetrieb, nach 10 Jahren Entwicklung gut im Markt war, schlich sich so klammheimlich, anfangs fast unmerklich, so ein Gefühl der Sicherheit in mein Bewusstsein. Ich verschob meinen persönlichen „Leistungsregler“, auf dessen Skala ganz links Komfort steht und ganz rechts Leistung, den Regler immer weiter nach Links. Es lief ja ganz gut. Jetzt wollte ich den Erfolg genießen.
Wenn ich den Regler nur ein kleines Stück nach Links verschoben hätte, dann wäre vermutlich nichts wirklich Dramatisches passiert. Aber der Schub den ich dem Regler gab, war wohl etwas zu heftig. Ich reduzierte mein Tun, meine Akquise und meinen Kundenservice zu weit. Das Resultat:
Ein riesengroßes Auftragsloch, einen betrieblich finanziellen Engpass und das Resultat, dass mein Regler mehr denn je nach rechts verschoben werden musste. Das was ich an Leistung eingespart hatte, sollte jetzt nachgeholt werden. So schnell als möglich. Doch das ist unmöglich. Ein Versäumnis ist und bleibt ein Versäumnis. Die Zeit war verstrichen – unwiderruflich!
Wir sollten also nicht glauben, dass Erfolg ein statischer Zustand ist. Erfolg bedeutet dauerhaft am Ball zu bleiben, egal auf welchem Sektor des Lebens. Du kannst der netteste Mensch sein, auch wenn Dich alle lieben – wenn Du einmal unter der Gürtellinie agierst, sind die Sympathien schnell dahin. Und es dauert lange, um altes Vertrauen wiederaufzubauen.
Ich benötigte damals 2 Jahre, um den Verlust wieder einigermaßen auszugleichen. Als ich wieder auf dem Level war, passte ich höllisch auf, nicht wieder in die Falle zu gehen.
Ein plastisches Beispiel sind auch die Hüpfburgen. Jeder kennt diese monströsen, kunterbunten Kunststoffgebilde in Häuserform, Burgoptik und wer weiß sonst noch was.
Ein in Form gebrachter Kunststoffsack an dem ein großes Gebläse für die Luftfüllung sorgt. Dabei funktioniert das Ganze ähnlich einem Fallschirm. Die eingeblasene Luft ist etwas mehr als die austretende Luft. Der permanente Luftüberschuss hält das Gebilde stabil. Genauso ist es auch mit unseren Vorhaben. Wenn wir nicht permanent Leistung, Energie hineinstecken. Dann fällt unser Erfolgsgebilde relativ zeitnah in sich zusammen. Wir müssen also immer am Ball bleiben – oder in Bedeutungslosigkeit versinken.
Das Schwert des Damokles hängt eben nur an einem dünnen Rosshaar.
Robert Paulus